Das pädagogische Personal einer Kita besteht traditionell aus Erzieher_innen und Leiter_innen. Jede_r weiß in etwa, was deren Aufgaben sind. Es gibt klare Stellenbeschreibungen.
Im Programm KINDER STÄRKEN verfügt die Kita neuerdings über zusätzliches Fachpersonal, das zusätzliche Aufgaben übernehmen soll. Die Rolle dieser zusätzlichen sozialpädagogischen Fachkräfte entwickelt sich v.a. auf Basis der eigenen Erwartungen und der Erwartungen von außen an sie. Es gibt keine Rollenvorbilder, die Rolle ist nicht tradiert. Dass dieses Spannungsfeld nicht immer einfach ist und die große Chance, seine eigene Rolle selbst in Auseinandersetzung mit Träger, Leitung, Team und KBS zu finden, auch viele Herausforderungen mit sich bringt, hat uns u.a. die große Nachfrage nach diesem Workshop gezeigt. Wir hatten 34 Anmeldungen aus Dresden und den Landkreisen Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge, Görlitz und Bautzen. Vor allem waren dies ZFKs, die in der 3. Förderwelle (Herbst 2018) neu dazugekommen sind oder durch Wechsel der Stelleninhaber_innen neu vor den Aufgaben einer ZFK stehen. Um prozessorientiert und intensiv arbeiten zu können, entschieden wir uns, die Gruppe zu teilen und den Workshop „Rolle vorwärts!Ausgestaltung der Position einer zusätzlichen Fachkraft im ESF-Programm KINDER STÄRKEN“ zwei Mal anzubieten, am 20. und 28. März jeweils in der KBS-Regionalstelle Dresden im ehs Zentrum.
Zur Einstimmung auf den gemeinsamen Tag schauten wir mit soziometrischen Aufstellungen danach, wer welche Ausbildungen und Berufserfahrungen für die Ausgestaltung der Rolle ZFK mitbringt, wer die erste ZFK in der Einrichtung und wer vielleicht auch schon die zweite oder dritte Person für das Programm KINDER STÄRKEN in der Kita ist. Diskutiert wurden dabei Fragen nach dem Einfluss solcher Dinge auf die Entfaltung der Rolle. Oder auch: Wie bezeichne ich meine Funktion in der Kita? Wie verstehen andere meine Rolle und was erwarten sie von einer „zusätzlichen Fachkraft“?
Im Anschluss setzten wir uns mit verschiedenen Rollentheorien auseinander und verglichen das klassische und das interaktionistische Rollenverständnis. Danach beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den vielfältigen Erwartungen an ihre Rolle: Wer hat eigentlich alles Erwartungen an eine ZFK? Welche Erwartungen habe ich an mich selbst in dieser Rolle? Wie stimmen meine Erwartungen mit denen von außen überein? Welche Aufträge höre ich? Welche fühle ich? Welche sind offen und welche verdeckt?
Die Sammlung der Auftraggeber (18 wurden identifiziert!) und deren Aufträge (ca. 60!!) war beeindruckend! Beim sogenannten „Auftragskarussell“ konnten alle Teilnehmer_innen reflektieren, welche dieser sehr, sehr vielen Aufträge sie annehmen, welche zu verhandeln sind und welche auch abgelehnt werden. In Kleingruppen gab es dann Austausch darüber, wie es gelingen kann, Erwartungen gut zu erfüllen, welche Ideen, Strategien und auch Erfahrungen es für das Verhandeln von Aufträgen und auch für das Ablehnen von Aufträgen gibt. Dass dabei Konflikte entstehen bzw. schlichtweg existent sind, war allen bewusst. Die wichtigste Frage bei der Entscheidung, einen Auftrag anzunehmen, zu verhandeln oder abzulehnen, ist die Überprüfung des Auftrages an den Programmzielen von KINDER STÄRKEN. Diese sollten immer wieder zur Orientierung herangezogen werden.
Zur Einordnung der Rollenkonflikte wurden noch sieben klassische Konfliktlagen erläutert und dafür Beispiele aus der Praxis erfragt und mit der Gruppe diskutiert. Jede_r hat sich in mehreren davon wiedergefunden.
Dem Feedback der Teilnehmer_innen am Ende des Tages war zu entnehmen, dass der Austausch in der Gruppe und die angeregte Auseinandersetzung zu diesem Thema sehr gewinnbringend war und damit ein Stück mehr Sicherheit und Freude für die individuelle Ausgestaltung der Rolle mit sich gebracht hat.
Wir bedanken uns bei den Teilnehmer_innen für die Offenheit und die anregende Zusammenarbeit.
Tabea Pontius und Andreas Wiere von der Regionalstelle Dresden