Was fühlst du? - GEFÜHLE-Projekt mit der 3. Klasse
Zu den wichtigsten kindlichen Entwicklungsaufgaben gehört der Umgang mit den eigenen Gefühlen sowie das Wahrnehmen und Verstehen der Gefühle anderer. Besonders in einer dritten Klasse treten häufig Konflikte auf – sowohl zwischen den Kindern untereinander als auch zwischen der pädagogischen Fachkraft und den Kindern.
Als zusätzliche Fachkraft beobachtete ich zunächst das Miteinander der Gruppe und stellte fest, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu erkennen, sie auszudrücken und angemessen mit ihnen umzugehen. Ebenso fiel auf, dass sie oft Mühe hatten, die Emotionen anderer zu deuten und entsprechend darauf einzugehen. Diese Herausforderungen stellten auch die pädagogische Fachkraft vor methodische Grenzen.
Gemeinsam mit der pädagogischen Fachkraft entwickelte ich im Hort das Projekt MEINE GEFÜHLE – DEINE GEFÜHLE, um die Kinder bei der Entwicklung emotionaler Kompetenzen zu unterstützen.
Dabei stellte ich der Fachkraft neue Methoden vor und gab ihr einen Leitfaden für die Durchführung an die Hand. Aufgrund der bestehenden Konflikte zwischen ihr und den Kindern übernahm ich die Einführung der ersten Impulse und Angebote.
Ein zentraler Grundsatz des Projekts lautet: Gefühle sind weder richtig noch falsch. Sie dürfen nicht bewertet werden – weder von Erwachsenen noch von den Kindern.
Da es sich bei emotionalen Kompetenzen um langfristig zu entwickelnde Fähigkeiten handelt, ist das Projekt auf wöchentliche Angebote von etwa einer Stunde Dauer ausgelegt. Durch diesen regelmäßigen Rhythmus wird ein nachhaltiges Umdenken angeregt, und die emotionale Kompetenz der Kinder kann Schritt für Schritt gestärkt werden.
Die Projektangebote finden im Klassenzimmer statt, wobei Stühle und Tische zur Seite geschoben werden. Bei gutem Wetter wird das grüne Klassenzimmer im Freien genutzt.
Ein Beispielangebot zu Gefühle erkennen und benennen verlief wie folgt:
Einstieg:
- Den Kindern wird eine ausgedachte Textnachricht von Freunden aus dem Urlaub gezeigt. Darin enthalten sind Emojis, die auf den ersten Blick nicht verständlich erscheinen.
- Die Nachricht wird vorgelesen, wobei die Emojis jeweils gezeigt und von den Kindern benannt werden sollen.
Hauptteil:
- Gemeinsam werden Gefühle wie Freude, Stolz, Angst, Wut und Trauer betrachtet. Anhand von Beispielen aus dem Alltag wird diskutiert, ob alle Menschen in denselben Situationen gleich fühlen.
- Die Kinder ergänzen weitere Gefühle und überlegen: „Woran erkennen wir Gefühle?“
Abschluss:
- Die Kinder spielen Gefühls-Pantomime in Gruppen: Jede Gruppe stellt ein Gefühl dar, das die anderen erraten sollen.
- Reflexion: „Wir alle kennen diese Gefühle, aber wir erleben sie nicht immer zur gleichen Zeit. Das macht uns ähnlich und doch einzigartig“.
- Hausaufgabe: Die Kinder sollen in verschiedenen Alltagssituationen bewusst ihre Gefühle benennen.
Weitere Angebote im Projekt
- Gefühlsuhr
- Fühlende Figuren erschaffen
- Klänge einsetzen, um Stimmungen wahrzunehmen und auszudrücken
- Übungen wie „Ich bin wütend“ und „Wut-Weg-Maßnahmen“
- Problemlösung anhand des Schemas „Was soll ich nur machen?“
Mit den Angeboten sollen die Kinder ihre eigenen Gefühle und die der anderen besser wahrnehmen und ausdrücken, einen Weg finden, mit Gefühlen umzugehen und angeregt werden, ein erweitertes Emotionsvokabular zu nutzen.
Franziska Geyer // Programmfachkraft im Hort Grundschule Gablenz, Chemnitz
– September 2024 –
Titelbild Freepik
Bilder im Text © Franziska Geyer