Brücken bauen mit mehrsprachigem Memory-Spiel
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In der Kita Buratino spielen und wachsen Kinder aus unterschiedlichen Nationen. Viele von ihnen lernen Deutsch als neue Sprache. Zu Beginn finden sich häufig Kinder in Gruppen zusammen, die die gleiche Sprache sprechen. Den Kindern fällt es anfangs oft schwer, alltägliche Abläufe zu verstehen und anzunehmen. Zudem nutzen die pädagogischen Fachkräfte oft unterschiedliche Begriffe für die gleichen Dinge: Zum Beispiel heißt der Flur auch Vorraum, Foyer oder Diele.
In der Kita gibt es für ausgewählte pädagogische Angebote ein Tablet für die Kinder. Für das Memory-Projekt kam dies zum Einsatz. In mehreren kleinen Gruppen sind die Kinder mit der Kamerafunktion des Tablets durch die Kita gelaufen und haben für sie relevante Begriffe fotografiert (z. B. den Garten, die Garderobe, das Winkefenster, das Aquarium).
Ich in meiner Rolle als zusätzliche Fachkraft von KINDER STÄRKEN 2.0 brachte die Fotos mit den Kindern in quadratische Formen. Gemeinsam erstellten wir die Vorlage für unser Memory-Spiel. Dabei übersetzten entweder die Kinder selbst oder es wurden deren Eltern hinzugezogen. Bei der Übersetzung der Begriffe ins Ukrainische unterstützte unsere Praktikantin. Zusammen entdeckten wir so die Vielfalt von Sprachen und die Kinder waren eingeladen, ihre mehrsprachigen Kompetenzen einzubringen.
Die Fotos mit den jeweiligen Begriffen in zwei Sprachen wurden ausgedruckt, mit den Kindern ausgeschnitten und laminiert – Fertig war unser mehrsprachiges kitaeigenes Memory!
Das Spiel kam in eine Box und wird seitdem häufig von den Kindern allein oder gemeinsam mit den Fachkräften gespielt. Das Memory kann jederzeit erweitert oder ersetzt werden, da die Anzahl der Paare beliebig ist. Ebenfalls können Sprachen ergänzt werden.
Die Effekte waren deutlich messbar. Die Kinder fassten durch das gemeinsame Erstellen des Spiels schnell Vertrauen zu mir als zusätzliche Fachkraft und wenden sich nun offener an mich. Auch gab es weniger sprachliche Gruppenbildungen, da das Projekt den Kindern vermittelte, dass alle Familiensprachen und Sprachvarianten, die sie mitbringen, wertgeschätzt und anerkannt werden. In der Kita kommunizieren die Kinder mutiger und fragen nach der deutschen Übersetzung oder wenden sie bereits an. Ihr Selbstwert wurde deutlich gestärkt und ihre Teilhabe am Kitaleben ist spürbar gestiegen.
Judith Kreißl // Programmfachkraft in der Kita Buratino, Plauen
– Winter 2024 –
Titelbild Freepik
Bild im Text © Judith Kreißl