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Ilselotte und Fin stärken Kinder in Chemnitz

InaThieme (c) Kita Flohzirkus

Ina Thieme arbeitet als ESF-Fachkraft in der Kita Flohzirkus (Träger: KJF e.V.) in Chemnitz-Wittgensdorf. Für das lokale Amtsblatt “Rundschau Wittgensdorf” hat sie im März 2017 und im Januar 2018 ihre Arbeit beschrieben und den Eltern ihre Erfahrungen und Angebote vermittelt.

Artikel in der Rundschau Wittgensdorf, Ausgabe April 2017

Liebe Wittgensdorfer,

ich möchte Ihnen und Euch heute einen kleinen Einblick in meinen neuen Arbeitsbereich der Kindertagesstätte „Flohzirkus“ geben. Viele kennen mich, jedoch vorrangig aus dem Hort. Dort konnte ich 14 Jahre viele Erlebnisse mit Kindern und auch mit Eltern in meinen Erfahrungsschatz packen. Von fröhlichen Kindern umringt, die endlich Ferien hatten, von weinenden Kindern, deren Freund nicht mitspielen wollte, von lauten Kindern, die ihren spielerischen Enthusiasmus nicht leise weitergaben oder von ganz stillen Kindern, die gern zum Spiel eingeladen werden würden. So vielfältig die Kids sind, so vielfältig ist auch ihr Leben. Und manchmal passieren Dinge und Veränderungen im Leben, die es dem einen oder anderen schwerfallen lassen, seinen Weg wie bisher weiter zu bestreiten. Vielleicht macht es ihm zu schaffen, dass sich seine Eltern nicht mehr so gut verstehen und deshalb viel streiten. Möglicherweise fällt ihr schwer, ihre Gefühle zu erkennen. Mit dem großen Ziel, in die Schule gehen zu dürfen, lernen Kinder jeden Tag immer mehr dazu. Einmal geht das ziemlich flott, ein anderer benötigt dafür ein bisschen mehr Zeit. Die Erzieher/innen geben Ihren Kindern den Raum, das Material und Zeit, die sie bedürfen. Und Zeit ist ein wichtiger Aspekt in meiner Arbeit. Auf Grund vieler Rahmenbedingungen, denen wir uns einfach beugen müssen, fehlt es hier und da genau an der Zeit, die Ihre Kinder brauchen.

In diesem Projekt „Kinder stärken“ bin ich diesen Erschwernissen auf der Spur und versuche Unterstützungsmöglichkeiten zu finden, die wir hier in der Kita umzusetzen versuchen. Wenn es nötig ist, holen wir Sie, liebe Eltern, mit ins Boot. Ein kleiner Kniff, ein neuer Weg, ein Umdenken können dienlich sein, im Umgang mit den Kids. In Einzelangeboten oder ganz kleinen Gruppen biete ich verschiedene Themen an, die sich oft um das Gefühlsleben bewegen. Malend, bewegend oder tanzend suchen wir gemeinsam Wege, die Ihr Kind ein Stück weit begleiten und unterstützen. Wir alle wissen, wie aufreibend ein Konflikt mit den Kindern sein kann, und wenn es auch nur um das Anziehen geht. Oftmals schaukeln sich diese ins Unermessliche und am Ende bleiben überstrapazierte Eltern und schreiende Kinder übrig. Weshalb passiert das immer wieder? Was kann ich machen? Das sind Fragen, die sich sofort stellen, doch oft keine Antwort finden. Leider passiert es, dass sich solche Muster verfestigen und keiner kommt mehr an das Kind heran. In diesen Fällen fehlt den Kollegen jedoch die Zeit, die Kinder brauchen – Kindern Zeit lassen, mit Kindern sprechen, mit Kindern verhandeln oder Kindern eine ruhige Minute Auszeit zu gönnen. Genau da setzt meine Projektstelle an. Ich kann die Kollegen bezüglich Zeit, Vorschlägen und Mitwirkung unterstützen, Situationen zu entschärfen und bei Konflikten zur Seite zu stehen.

Hier schließt sich der Kreis zu meiner Arbeit im Hort. Ich habe als Handwerkszeug meine Erfahrungen, mein Wissen, meine Ideen und meine Kollegen/innen. Trotz all dieser Voraussetzungen profitieren nicht nur Ihre Kinder von ihrem Vertrauen, ihrer Offenheit, ihren Ideen und auch ein Stück von ihrem Mut, auch wir.

Ich stehe ihnen gern persönlich begleitend zu Seite, also melden Sie sich. Es gibt nichts, worüber sich nicht reden lässt.

Daher freue ich mich weiter auf die Arbeit mit Ihren Kindern und Ihnen und natürlich mit meinen Kollegen/innen.

Beste Grüße, Ina Thieme

 

Artikel in der Rundschau Wittgensdorf, Ausgabe Februar 2018

Liebe Wittgensdorfer,

2017 ist Vergangenheit. Unsere Zukunft ist 2018. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien im Namen des Teams der Kita „Flohzirkus“ ein interessantes, erfolgreiches und von Gesundheit geprägtes Jahr.

Vor reichlich einem Jahr begann ich mit dem Projekt „Kinder stärken“ hier im Kindergarten. Wie im Fluge scheint dieses Jahr vorbeigeflogen zu sein. Heute möchte ich Ihnen ein bisschen von meinem Alltag berichten:

Wenn Sie sich noch erinnern können, bin ich in diesem Projekt Erschwernissen der Kids auf der Spur. Diese Erschwernisse konnten durch Unterstützung in Form von kleinen Tricks und Kniffen, dem Einschlagen eines neuen Wegs oder des eigenen Umdenkens verändert, verkleinert oder ganz zum Verschwinden gebracht werden.

Sicherlich stellt sich Ihnen die Frage, wie das erfolgen kann. In ein paar Beispielen gebe ich Ihnen einen kleinen Einblick in meine tägliche Arbeit. Als erstes muss ich sagen, sind wir, bin ich keine Therapeutin. Durch unsere Erfahrungen in der Arbeit als Erzieher/in und im täglichen Zusammensein mit den Kindern entwickeln wir unser „Bauchgefühl“. Dieses zeigt sich, wenn wir das Gefühl haben, sie oder er scheint heute ganz anders zu sein als sonst. Manchmal zeigen sich die Veränderungen, weil sich eine Kinderkrankheit ihren Weg bahnt, weil ich mich jetzt von Mama nicht trennen kann und er oder sie doch mal keine Lust auf Kita haben. Alles Dinge, die wir gut nachvollziehen können. Dann gibt es Dinge, die der kleinen Kinderseele mehr zu schaffen machen. Das kann die Montagearbeit von Papa sein, die Dienstreise von Mama, das Kranksein der Eltern, das Streiten der Eltern oder sogar deren Trennung, der Tod des geliebten Haustieres oder viel kleinere, für uns Große unscheinbare Situationen. Ich glaube, jeder von uns war schon einmal in seinem Leben in einer Lage, in der es schwerfiel, nicht zu weinen, nicht zu schreien, nicht zu wüten. Oder ganz leise zu werden, sich einzuigeln oder einfach traurig zu sein. Wir sind die Großen und wissen, dass wir uns Hilfe holen, doch unsere Kids wissen das nicht, sie fühlen es. Genau in diesen Situationen heißt es für uns: hört den Kindern zu, beobachtet sie genau, versucht sie zu verstehen, sprecht mit ihnen, spielt mit ihnen – nehmt euch Zeit für sie. Wir möchten wissen, was sie denken, wie sie fühlen und sie ein Stück auf dem Weg in Richtung Schule begleiten.

Und an diesem Punkt komme ich ins Spiel. Mit verschiedenen Methoden lassen sich auch eingeschüchterte Kinder aus ihrem kleinen Schneckenhaus herauslocken. Wenn Ilselotte Keksberg, meine Living Puppet, mit von der Partie ist, dann hält es nicht einmal das ruhigste Kind zurück. Ilselotte ist ziemlich neugierig, sie will alles wissen und hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Und Ilselotte ist doch wirklich eine drollige Figur?

Neben Ilselotte unterstützen mich noch jede Menge andere Tiere. Neben vielen kleinen ist Fin, der Delfin, ein treuer Besucher der Kinder. Er wird heiß und innig geliebt. Fin erlebt so manche Abenteuer im Meereskindergarten und berichtet uns oft davon. Wer es nicht glaubt, sollte seinen Kindern zuhören und staunen, denn die Abenteuer unter Wasser ähneln erstaunlicher Weise oft unseren. Das bedeutet, dass die Meereskinder zum Beispiel ebenfalls Streitereien miteinander haben. In diesen Gesprächen erzählen die Kinder von ihren Erfahrungen aus ihrem noch so jungen Leben, erkennen plötzlich Zusammenhänge, finden neue Freunde und lernen von- und miteinander.

Nicht nur im Haus in den verschiedenen Gruppeneinheiten halte ich mich auf, manchmal entdecke ich Kinder, die ihre Kraft und Unruhe draußen an der frischen Luft austoben müssen. So zieht es uns übers Feld am alten Schweinestall bis hinunter zur Eisenbahnbrücke. Ja, genau unter der, wo es so herrlich schallt, wenn wir richtig laut schreien. Und noch ein Stück weiter entdeckten wir auf einer Wiese einen riesigen Busch. Da mussten wir gar nicht mehr weiter laufen. Es war so schön, den Busch in unsere Behausung umzuwandeln, dass uns nicht mal der einsetzende Nieselregen störte. Noch auf dem Heimweg überlegten wir, ob wir diesen Busch wiederfinden werden. Dann kommen wir gleich nach dem Frühstück und bleiben soooooo lange. Wissen Sie, was die Kids während dieser Zeiten alles bewältigen? Sie erlangen Vertrauen in sich und erhalten Vertrauen von mir. Ich vertraue ihnen, ein Stück allein übers Feld zu gehen, ein Taschenmesser zu benutzen, den Busch und seinen Standort zu erkunden, sich mit Stöcken zu jagen. Wenn ich sehe, wie entspannt auch die wildesten miteinander umgehen, dann geht es auch mir gut.

So könnte ich noch ewig weiter berichten.

Sie, liebe Leser/innen, glauben gar nicht, welch sensationelle Gedankengänge unsere Kinder ihr eigen nennen können. Und wissen Sie, was für die Kids superwichtig ist? Stimmt, ihre Eltern. Eltern, die entzückt zuhören, wenn ihr Kind am Nachmittag freudig von der neuen Freundin erzählt. Eltern, die ihre Kinder gut kennen. Nicht umsonst werden sie als die Experten ihrer Kinder bezeichnet. Seien Sie stolz auf Ihre Kids! Lassen Sie uns teilhaben an Ihren Erfolgen, an Ihrer Liebe zu Ihrem Kind und seien Sie mutig, uns um Hilfe zu bitten. Ich habe dank des Projektes „Kinder stärken“ die notwendige Zeit, Ihnen meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Tun Sie es und kommen Sie.

Auf ein erlebnisreiches und spannendes Jahr!

Ihre Ina Thieme