Unser diesjähriger Kindertag stand unter dem Motto Manege frei! – Jeder Mensch ist ein Künstler in seiner eigenen Manege. Dafür verwandelte sich an diesem Tag die Turnhalle mit bunten Tüchern in ein Zirkuszelt. Vorab bereitete ich mit zwei gleichgesinnten Artistinnen aus dem Kollegium die Mitmach-Zirkus-Stationen und eine kleine Aufführung von zwei Clowninnen vor. Gemeinsam erstellten wir einen Ablauf, wie die Materialien wie Flowersticks, Drehteller oder große Laufkugeln von den Kindern gut verwendet werden können.

Der Mitmachzirkus begann mit einer Geschichte von zwei Clowninnen, die nach getaner Arbeit in den Urlaub ans Meer reisten. Die Kinder waren so fasziniert von dieser sommerlichen Fantasie-Reise, dass vielen glatt entgangen ist, wer sich hinter den Clowninnen verbarg – nämlich meine Teamkollegin und ich.

Danach hieß es: Und jetzt alle! An den Stationen Flowersticks, Teller andrehen, Hüpfpolster, Kinderdisco und Laufkugeln probierten sich die Kinder aus. Bald schon war im Zirkuszelt ein hochmotiviertes und konzentriertes Treiben in vollem Gange. Die Zirkusstationen wurden von dem Team und mir betreut. An jeder Station boten mindestens zwei pädagogische Fachkräfte den Kindergruppen anleitende Unterstützung und Hilfestellungen. Auf diese Weise konnte jedes Kind alles ausprobieren. Gegen Ende der Veranstaltung wählten die Kinder frei, was sie noch einmal ausprobieren wollten.

Das Zirkusstück und die Stationen vom Mitmachzirkus waren ohne Sprache zu verstehen und hatten dadurch einen intuitiven Charakter. Für die Kinder war alles durch das Zusehen gut verständlich, sodass weder die Muttersprache noch sprachliche Entwicklungsverzögerungen ihre Kreativität oder die Freude am Ausprobieren neuer Fähigkeiten beeinträchtigten.
Der Kindertag war für das Team und die Kinder ein schönes gemeinsames Erlebnis und ermöglichte allen, kreativ zu sein und Neues auszuprobieren. Die Atmosphäre war von Neugier und Experimentierfreude sowie von ausgelassenem Spaß geprägt.

Die pädagogischen Fachkräfte staunten über den Mut und die vielfältigen, bisher unentdeckten Talente der Kinder. Die entspannte, fröhliche Atmosphäre und die spannenden Angebote machten es den Kindern leicht, zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln – besonders jenen, denen es im Kita-Alltag oft schwerfällt, ihr Verhalten zu regulieren, sich sozial angemessen zu verhalten, sich zu konzentrieren oder zu sprechen. In dieser Lernerfahrung stand allein die Freude im Mittelpunkt – ohne Leistungsdruck oder Ergebnisorientierung.

Eine pädagogische Fachkraft mit zirkuspädagogischer Ausbildung – in diesem Fall ich als zusätzliche Fachkraft im Programm KINDER STÄRKEN 2.0 – ist von Vorteil. Dennoch gibt es auch hilfreiches Buchmaterial, Anleitungsclips in den sozialen Medien und anderen Ressourcen, um einen Mitmachzirkus zu gestalten. Das Zirkusmaterial konnten wir dankenswerterweise von unseren Netzwerkpartner:innen des Diakonischen Werks Rochlitz e. V. ausleihen.

Aus dem Team gab es durchweg positive Rückmeldungen – viele empfanden den Kindertag als wohltuend und wunderbar. Das gemeinsame Erlebnis hat neue Energie für die pädagogische Arbeit der kommenden Zeit gegeben. Auch der Elternbeirat bestätigte, dass es für alle Kinder ein besonderes Erlebnis war. Ideen für einen Familien-Mitmachzirkus sind im Prozess und über konzeptionelle Bausteine haben sich die Kitaleitung und ich schon verständigt.

Dorothee Fischer // Programmfachkraft in der Kita Sonnenschein, Mittweida
– Herbst 2024 –

Literaturtipp: In der Ausgabe 11-12/2024 von Betrifft KINDER gibt es mehrere Beiträge zu Theater-, Zauber- und Zirkuspädagogik.

Titelbild und Bilder im Text © Dorothee Fischer